009 IX. Yod – Der Eremit

Beschreibung

Crowley:
Die Drei Götter IAO – IX. Der Geheime Samen
Allgemein: Wandere alleine; trage das Licht und Deinen Stab. Und sei ein Licht von solchem Glanz, dass kein Mensch Dich erkenne. Sei nicht durch irgendwas bewegt, außen oder innen: bewahre Schweigen auf allen Wegen.
Akron:
Sammlung, Erkenntnis, Selbstfindung
Allgemein: Rückzug, Einkehr, Selbsterkenntnis, Weisheit, innere Führung, betrachtendes Versenken (Kontemplation), das Licht als Wegweiser (Laterne) und Meditation (Kerze).
Beruf: Selbstbesinnung, Überprüfung beruflicher Ziele, kontrollierter Rückzug und Konzentration auf neue Erkenntnisprozesse, Umwertung aller äußeren Erfolgsmodelle zugunsten einer tiefen inneren Zufriedenheit.
Liebe: Aufarbeitung emotionaler Erfahrungen (innere Führung statt Partnerschaft), Blick in die Tiefe hinter den vorgespielten Masken und bewusste Erkenntnis darüber, was uns in der Beziehung wichtig ist, Erkenntnis der Gewohnheitsmechanismen und Änderung der Verhaltensmuster zugunsten einer tiefer und ehrlicher erlebten Zweisamkeit.
Spiritualität: Psychopompos, der uns auf der ewigen Suche nach unseren Quellen antreibt, Streben nach (hinterfragender) Wahrheit, Versenkung in die eigene Tiefe, Kontemplation und die Hebung des inneren Schatzes.
Baphomet – Tarot der Unterwelt: Während der Hohepriester dem Selbst ein göttliches Urbild von sich selbst bereitstellt, ist der Eremit das Bild des selbstlosen Dieners des Selbst – also des auf der Stufenleiter der Evolution nach oben drängenden Ichs, das die göttliche Wahrheit zu erkennen sucht und sich ihrem Bilde selbst anzunähern bestrebt ist. Zuerst sucht er dort, wo er die Wahrheit vermutet, und dabei vermutet er die Wahrheit dort, wo er sucht. Und weil er sie immer dort irgendwie findet, wo er sucht, sucht er sie immer dort wo er sie vermutet, und damit findet er immer das, was er vermutet, nämlich die Wahrheit nach dem Bild seiner inneren Vorstellung.

Damit hält er die Wahrheit vor sich selbst auf Distanz, denn der Sinn der Wahrheit liegt weniger darin, sie zu erkennen, sondern vielmehr in der Beantwortung der Frage, warum er sie überhaupt suchen muss. Dennoch ist dieses Konstrukt seines Bewusstseins sein einziges Instrument, um die Welt wahrzunehmen, zu begreifen und mit seinem Handeln zu beglücken.

Die Frage, ob es eine Wahrheit gibt, wird erst dann wirklich zur sinnvollen Frage, wenn wir die unbewusste Strategie des Eremiten erkennen: die Wahrheit so tief in unserer inneren Natur zu verankern, bis wir es aufgeben, die Frage nach der äußeren Wahrheit zu stellen, weil wir die Wahrheit der Frage nach der Wahrheit in der Antwort in der Antwort auf die Frage Wer bin ich? erfahren.

Der Erkennende erkennt stets nur den Schatten seines eigenen Unerkannten. Der Sinn der Wahrheit liegt weniger darin, sie zu erkennen, sondern vielmehr in der Beantwortung der Frage, warum wir sie überhaupt suchen müssen.