Das Projekt

Tarot-Objekte 1996 – 2016

Tarot-Decks sind in der Regel nur in Form zweidimensionaler Kartengrafik zu erfahren. Als bildender Künstler hat mich die Transformation dieser Karten in die dritte Dimension fasziniert. Die Abstraktion dieser überaus komplexen Karteninhalte, ihre tiefgreifende Symbolik in Form und Farbe in transzendierte Linienführung, ist ein Hauptbestandteil dieser Arbeit. Im Gegensatz zu den informationsbeladenen Kartendarstellungen schafft diese reduzierte Formensprache mehr Raum für die Intuition und Imagination des Betrachtenden.

Tarot-Objekte

Die Tarot-Karten begleiten mich schon sehr lange. Ich habe sie beständig über die Jahre in mein Leben und meine persönlichen Belange integriert. Was mir bei dem Umgang mit den Karten immer sehr wichtig erschien, ist das intuitive und spielerische Moment in Verbindung mit der situativen Emotion. Ich glaube, es ist für die meisten Menschen weniger wichtig, das überaus breit angelegte akademische Wissen über die komplexen Zusammenhänge der Karte an sich oder in Konstellation zueinander intellektuell zu erfassen, sondern vielmehr die Karte zu verstehen, als immer wieder neu zu entdeckendes, neu zu lesendes und neu zu meditierendes Reservoir.

Diese Einstellung hat mich zu den vorliegenden Interpretationen der Großen Arkana geleitet. Der zwingende Grad an Abstraktion durch das von mir gewählte Medium der „Linien-Skulptur“ ist enorm und mag die Liebhaber großartiger Tarot-Decks, wie der von A. Crowley oder Akron vielleicht etwas verstören. Doch meiner Überzeugung folgend, dass Abstraktion Raum schafft für Intuition und hintergrundbefreite Phantasie, sind die Tarot-Skulpturen für den Geübten wie weniger versierten Anwender ein echter Zugewinn.

Die hier vorgestellten Tarot-Objekte bilden den Anfang eines noch fortzuführenden Projektes – des Tarothauses. Der Tarot in einer neuen Anwendungsform, die Objekte fest installiert in einer begehbaren Rotunde, in einem Raum der Stille sind die Tarot Objekte zentraler Bestandteil einer interaktiven Besucherschau.

Der Fragesteller oder Suchende hat in einer solchen Umgebung die Möglichkeit, nicht singuläre Antwort durch einige gezogene Karten zu erhalten, sondern vielmehr als fast schon körperliches Erlebnis, die gesamte Kraft des Tarot-Mysteriums nach seinem Ermessen auf sich einwirken zu lassen, und bewusst oder unbewusst zu nutzen, um so seine singuläre Inspiration durch einfach „Sein“ zu erhalten oder die ganzheitliche Initiation durch Meditation zu erfahren.

Für dieses Projekt liegt ein weiterführendes Konzept fertig vor (Planung der Location, interaktive Besuchersteuerung, Ort des philosophisch- gesellschaftlichem Austauschs, Aufenthalt, verschiedene andere unterstützende Disziplinen wie Meditation und Therapieangebote). Für die Realisation wird noch ein Investor/in (15 Mio) gesucht.

Inspiration

Der Entwurf der 22 Trümpfe basiert auf einer meditativen Sitzung über das Liber Al vel Legis und dem Book of Thoth von A. Crowley. Während dieser zwei Stunden sind alle Skulpturen wie in einer nicht enden wollenden Linie „wie aus einem Guss“ entstanden und wurden auch nachträglich nicht mehr verändert. Die Abmessung der einzelnen Trümpfe beträgt 50 x 50 cm. Die farbig formalen Aspekte der hier gezeigten Interpretationen haben ihre inspirative Grundlage in dem von Lady Frieda Harris umgesetzten Crowley-Tarot.

Ausführung und MaterialGroße Arkana (0-22)

Im Gegensatz zu den meist sehr detailintensiv gemalten Karten habe ich mich auf maximal fünf darstellende Ausdrucksebenen beschränkt. Als Basis die gesprayte Hintergrundfarbe der Plexiglasscheibe (außer XXI), die in enger Verbindung korrespondiert mit der zweiten Ebene, den auf die Vorderseite geklebten Folienelementen in individueller Form und maximal zwei Farbausführungen (außer XII und XX). Der Gipskorpus als dreidimensionaler Hauptakt in der dritten Ebene verleiht dem Gedanken Gestalt. Die Farbe des Korpus` spiegelt als vierte Ebene den farblichen Kerngedanken des Themas wider (außer XIII und XXI). Den Abschluss, die äussere Haut, bildet der Nylonüberzug (außer XXI) als fünfte Ebene, die der Skulptur eine gewollte formale Unschärfe verleiht, um dadurch einen neuen Raum zu schaffen, der zwischen Aussage der Skulptur und dem Rezipienten steht.

Ausführung und Material – Kleine Arkana (23-78)

Die Hofkarten und die kleinen Karten mit einer Abmessung von 30 x 40 cm sind zweidimensional auf einem Plexiglasträger realisiert. Die einzelnen Karten wurden nach einem standardisiertem Verfahren hergestellt. Jeweils drei Minuten wurde über die entsprechende Karte meditiert und dann mit geschlossen Augen 30 sec. lang ein dreidimensionales Tonmodell bearbeitet. Das fertige Tonmodell wurde dann digital fotografiert und mit einer speziell erstellten Filterroutine digital bearbeitet, erstellt und auf Plexiglas gedruckt.

Entwurfszeichnungen der Großen Arkana Juli 1996